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  • AutorenbildViviana

Berlin

Aktualisiert: 19. Apr. 2021

Eine meiner spektakulärsten Reisen mit Couchsurfing war im September 2018 in Berlin. Ich übernachtete fünf Nächte am Stadtrand von Berlin bei einem sehr netten Menschen, mit dem ich immer noch in Kontakt bin und der im Übrigen begeisterter Natur-Hobbyfotograf ist und mega Bilder vom wunderbaren Naturgebiet anzubieten hat.


Es war meine erste Reise nach Berlin, dementsprechend war ich "very excited", die Stadt und die nähere Umgebung zu erkunden.


Die Fahrt verlief recht problemlos, ich musste nur in München umsteigen, das ging aber glatt. Vom Zug aus schrieb ich Silvio, dass ich nun in zirka einer viertel Stunde ankommen würde. Er reagierte gleich und meinte, er wäre schon am Weg und hätte ein blaues T-Shirt an und eine Kappe auf. Ich beschrieb ebenfalls meinen Rücksack und meine Jacke, auf diese Weise würden wir uns schon finden. Am Bahnhof angekommen stieg die Spannung. Jedoch sah ich niemanden im blauen T-Shirt und mit Kappe. Naja, vielleicht war ich einfach zu ungeduldig. Ah doch - dort drüben kam jemand, auf den die Beschreibung passte; das müsste dann wohl Silvio sein. Da es wieder einmal ein Mann war, war ich doch etwas nervöser als die letzten Male, als ich bei Frauen Couch gesurft hatte.

Silvio kam in meine Richtung, blieb vor mir stehen und meinte: „Bist du Nina? Ich bin Silvio!“ Ich sah Silvio und hatte sofort ein gutes Gefühl; ein sehr ruhiger und warmherziger Mensch - sagte mir mein erster Eindruck. Vor diesem Mann musste ich keine Angst haben; so konnte ich wirklich beruhigt und gespannt auf die nächsten Tage sein. Was ein Glück! Wir kamen sogleich gut ins Gespräch, unterhielten uns über unser Befinden; über unsere Berufe und Tätigkeiten, über unsere Träume und Wünsche. Silvio half mir, das passende Ticket für die nächsten Tage in Berlin zu finden; er fühlte sich als Gastgeber wie selbstverständlich dafür verantwortlich – was ich absolut nicht soooo selbstverständlich sehe. Ich löste mein Ticket und die Reise zu Silvio’s place war quasi gesichert. Da Silvio ja am Stadtrand wohnte, dauerte die Fahrt inklusive zweimal Umsteigen schon fast eine Stunde, für mich jedoch gar kein Thema, das war ich ja aus Wien gewöhnt, da ich auch den Stadtrand zum Wohnen bevorzug(t)e. Besser so, als mitten drin in der Stadt zu wohnen. Ich war schon sehr neugierig auf Silvios Wohnung. Als wir die U-Bahn verließen und Richtung Bushaltestelle gingen, war es bereits sehr ländlich, ruhig und grün; sehr ähnlich wie bei mir zuhause am Rande Wiens. Ich fühlte mich hier sofort heimelig. Das Warten auf den Bus erinnerte mich ebenfalls an meinen eigenen Wohnort am Stadtrand, wo dies – vor allem um jene Tageszeit -ebenfalls häufiger vorkommen konnte. Da der Bus um diese Uhrzeit nicht mehr alle Stationen anfuhr, entschieden wir uns, einige Stationen zu Fuß zu gehen, anstatt auf den nächsten Bus zu warten. Nach so einer langen Zugfahrt konnte ich ohnehin etwas Bewegung und frische Luft gebrauchen – frisch war die Luft hier ja durchaus - und quatschen konnten wir auf diese Weise auch besser. Gesprächsstoff hatten wir ja genügend.


Wir kamen der Wohnhausanlage näher - gegenüber ein Supermarkt, den mir Silvio auch gleich noch zeigte – so für alle Fälle. Es war eine sehr ruhige Wohnhausanlage, im 80er Jahre Stil - so wie die Wohnhausanlage bei mir zuhause in Wien. Ich fand alles, was ich bis dato gesehen hatte, schon sehr sympathisch, aber die Wohnung kannte ich noch nicht. Wir gingen ein kurzes Stücken, links, rechts, links - ich hoffte, ich würde hier morgen wieder zurück finden, das Navi würde mir den Weg von der Anlage bis zum Bus wohl nicht anzeigen… :-/


Geschafft! In der Wohnung angekommen, Silvio öffnete die Türe und hieß mich willkommen bei ihm zuhause, zeigte mir Wohnzimmer, Küche, Badezimmer und sein Schlafzimmer, das ich nützen dürfte. Da er in der Früh um 5 Uhr aufstehen musste, wollte er selbst im Wohnzimmer schlafen, was ich sehr nett von ihm fand. Alles war sehr fein, nette Küche, nicht groß, aber ausreichend. Badezimmer mit Badewanne. Oh, fein! Die würde ich vielleicht sogar einmal nützen, naja, vielleicht auch öfter. ;-P Er zeigte mir noch die Küche genauer und meinte, ich dürfe alles nützen und alles essen, was hier wäre. Wir tranken noch ein bisschen Wasser und tratschen noch ein bisschen bei einem guten Tee in der Küche. Unser Gesprächsstoff reichte von sehr persönlichen Erfahrungen über Veganismus bis hin zu aktuellen und geschichtlich-politischen Themen. Wir nahmen uns vor, in den nächsten Tagen unbedingt gemeinsam die Outdoor Ausstellung über die Berliner Mauer sowie auch ein Museum über den zweiten Weltkrieg - eventuell ein weniger frequentiertes und kostengünstiges - zu besuchen. Denn oftmals sind die kleineren Museen auch sehr fein anzusehen, auch aus dem Grund weil sie nicht so vom Massentourismus überströmt werden. Außerdem wollten wir gemeinsam mindestens zweimal vegan essen gehen. Das würden ja sehr tolle Tage werden, wie das auf mich wirkte. Erschöpft und vollkommen zufriedenen, begab ich mich dann ins Schlafzimmer, richtete mir meine Isomatte auf dem Boden neben dem Bett zurecht und schlief in meinem kuscheligen Baumwollschlafsack bald ein. (Anmerkung: gewöhnliche Betten sind für meinen Rücken üblicherweise zu weich, deshalb schlafe ich gerne im Boden.)


Ich war ja wirklich schon sehr gespannt, was die Stadt alles für mich bereithielt. So packte ich meinen Rucksack für den Tag, schloss ab und verließ die Wohnung. Nun nur noch den Weg zur Bushaltestelle finden; das ging glatt, war gar nicht so schwer, obgleich die Wohnhausanlage doch eher groß war. Ich entschied mich am ersten Tag einmal in der Stadtmitte zu beginnen und steuerte mit der U-Bahn den Alexanderplatz an. Dort angekommen erschien mir dieser Platz recht prachtvoll, aber dennoch nicht touristenüberlaufen; ich hatte wohl Glück, viele waren vielleicht noch beim Frühstücken. Ich genoss die Ruhe mitten in der Stadt. Langsam stolzierte ich dann weiter und erkundete die Innenstadt.




Am Fluss entlang gab es einige Museen, darunter auch ein DDR Museum, das ich jedoch aufgrund des Eintritts von 15 Euro nicht besuchte. Ich entschloss mich, Ausschau nach Museen zu halten, die kostenfrei waren und recherchierte diese kurz am Handy nach. Ja, es schien, sie zu geben. Na dann, mal sehen, ob mir eines unterkommen würde. Tatsächlich lief ich beim Willi Brandt Museum vorbei, wie spannend, von ihm hatte ich schon einmal gehört, das guckte ich mir an. Sehr interessant und spannend, seine Perspektive kennenzulernen. Danach kam ich zufälligerweise bei der Universität vorbei, die ich mir natürlich auch gleich ansehen musste. Ich liebe Unis und Bildung. Vor der Uni gab es gerade einen Büchermarkt; erinnerte mich schon ein bisschen an meine – über alles geliebte - Uni, an der ich ja im März diesen Jahres erfolgreich abgeschlossen hatte. Ein bisschen Wehmut kam in mir auf und ich spazierte weiter hinein in die Uni, die Stiegen hinauf; schöne Gemälde an der Wand und siehe da, der Festsaal war offen. Ach je, der sah dem Festaal in Wien, an dem meine Abschlussfeier im Mai diesen Jahres stattgefunden hatte, sehr ähnlich! Tja, so ist das eben. Die Uni gefiel mir sehr gut, doch irgendwann hatte ich dann doch genug davon und spazierte weiter.







Bald war ich beim Brandenburger Tor und dem angrenzenden Park angekommen, welchen ich für eine kurze Pause nützte. Danach ging es weiter an unzähligen Denkmälern, Gedenkstätten sowie Outdoor Ausstellungen vorbei; ich verbrachte einen sehr netten und interessanten Tag, an dem ich so viel Neues erkunden durfte. Abends kehrte ich noch im Supermarkt ein, um mir ein kleines Abendmahl zu sichern, welches ich dann beim Fluß im Wuhletal genoss, bevor ich in Silvios Wohnung zurückkehrte.



Denkmäler an ermordete Juden, kaum zu glauben, aber wahr... wie viele das waren... eine Schande. :-(


Very nice bridges...

and boats...




Die Ost-West-Geschichte fand ich sehr spannend und hatte mich zuvor noch nie so intensiv damit befasst...


Ich stolzierte wieder etwas in der Innenstadt umher, bevor ich die interaktive Outdoor Ausstellung zur Berliner Mauer entdeckte. Hier konnte man wirklich sehr interaktiv erkunden, was auch so einige Touristen nutzten. Danach spazierte ich gemütlich weiter Richtung Prenzlauer Berg, wo Silvio und ich uns zum Abendessen treffen wollten. Wir trafen uns bei der Schnellbahn und spazierten zum Lokal. Aber: oje, es sah finster aus, oh nein, hatte es etwa geschlossen?! Hm, das sah nicht so gut aus. Ja, tatsächlich, es war nicht mehr offen; hier stand eine Notiz, dass die Eigentümerin wohl unerwarteter Weise rasch weg musste. Hm, schade. Naja, dann vielleicht morgen. Wir waren doch schon hungrig und so gingen wir eben in den Supermarkt und bereiteten uns zuhause ein leckeres Gericht zu. Vorher berieten wir uns darüber, worauf wir beide Lust hatten; ich war für Sauerkraut mit Gurke und Avocado, aber irgendwie auch Trauben und Ananas. Silvio eher für Tomaten, Paprika und getrocknete Feigen. Daraus entstand ein deutsch-österreichischer – oder auch eher ein internationaler – Mix-Salat, der uns beiden sehr gut mundete. Wir ließen es uns schmecken, amüsierten uns sehr gut und sahen uns danach noch einen spannenden Film an. Wieder ein extrem gelungener Tag! :-P


Für den nächsten Tag hatten wir uns ja gemeinsam die Outdoor Ausstellung zur Berliner Mauer eingeteilt. Darauf war ich auch wirklich schon sehr neugierig, vor allem erhoffte ich mir auch Ergänzungen von Silvio, da er ja auch damals als Jugendlicher politisch aktiv gewesen war. Den Vormittag und frühen Nachmittag verbrachte ich in der Innenstadt und spazierte sodann gemütlich am Fluss entlang, bis ich Silvio am späten Nachmittag - nach seinem Kurs - bei der Ausstellung traf. Diese war wirklich überaus interessant und informativ, aber auch sehr intensiv und kompakt. Ich konnte mir nicht alles ansehen, anhören und durchlesen, da ich nach zirka zweieinhalb Stunden nicht mehr aufnahmefähig war. Das heißt, ich werde nochmals hinkommen müssen. ;-) Zumindest hab ich mir das fix vorgenommen. :-P

Silvio erzählte mir viel über die Berliner Mauer und über seine damalige politische Aktivität; auf einigen Bildern der Ausstellung waren sogar ehemalige Aktivisten KollegInnen abgebildet. Sehr spannend! Mir kam manches irreal vor, da ich mir das gar nicht so richtig vorstellen konnte. Aber tatsächlich war alles direkt aus dem Leben gegriffen, das zeigten schon die Bilder. Ich war überwältigt und ein wenig reizüberflutet vom gesamten Tag, aber vor allem von der Ausstellung. Wir beschlossen daher, diesen Teil, den wir uns angesehen hatten, einmal wirken zu lassen, und ein anderes Mal wieder zu kommen und dort weiterzuschauen, wo wir aufgehört hatten.




Berlin ist wirklich ein Mix aus alt und neu...




Zu unserem großen Glück war morgen Samstag, auch Silvio hatte frei und wir planten, gemeinsam in seinen Lieblingsbiomarkt einkaufen zu gehen und das vegane Rohkostlokal (Superfan’s) nun gemütlich zu testen und danach eventuell ein Museum oder einen Film im Kino anzugucken. Ein sehr entspannter Tag stand also bevor, darauf freute ich mich auch schon sehr. Wir recherchieren kurz bezüglich preisgünstiger bzw. kostenfreier und weniger frequentierter Museen und gingen dann zu Bett.

Der nächste Tag begann, wie erwartet, sehr entspannt. Ich lief wieder meine Morgenrunde und danach realisierten wir unsere Pläne: Biosupermarkt und Rohkostlokal Superfan’s sowie nachmittags dann ein russisch-deutsches Museum. Der Biosupermarkt hatte einerseits sehr ähnliche Produkte wie in Österreich, andererseits aber auch diverse andere, die ich in Österreich noch nie in dieser Form gesehen hatte. Das finde ich ja auch immer spannend: die Erkundungstour, was andere Länder kulinarisch zu bieten haben und was die Differenzen zum Heimatland darstellt. Schließlich zählt Kulinarik ja auch irgendwie zur Kultur bzw. ist ein Teil davon. :-P

Dieses Mal hatten wir dann tatsächlich Glück mit dem Lokal Superfan’s, es war offen und bot so wahnsinnig viele Köstlichkeiten an! Silvio und ich konnten uns fast nicht entscheiden bei so viel Auswahl, aber Franziska beriet uns perfekt und wir kosteten uns so durch. Einmal ein Flammkuchen und einmal Rohkostbrot mit Sauerkraut sowie mit Tomate-Avocado. Zum Nachtisch gab es Kuuuuuchen. Das war ja wieder einmal ein sehr gelungenes Festmahl! Ich kann das Lokal also vollsten empfehlen! :-) Danke für die liebe Beratung und Unterhaltung, Franziska! (https://www.superfrans.de/)


Danach diskutierten wir ein bisschen, welches Museum es denn nun werden sollte und entschieden uns - nach kurzer Recherche - für ein russisch-deutsches Museum, das ein bisschen außerhalb der Innenstadt lag und daher – so hofften wir – wenig frequentiert war, obgleich es kostenfrei war.

Gestärkt und glücklich machten wir uns also auf den Weg zum besagten Museum, das tatsächlich extrem informativ, aber auch aufwühlend war. Für mich als Österreicherin war es sehr interessant, den zweiten Weltkrieg so nahe und direkt zu „erleben“, das hatte ich mir schon lange einmal gewünscht. Als Österreicherin war ich doch mit dem zweiten Weltkrieg sehr vertraut, jedoch spielte sich der Schwerpunkt Hitlers dann doch in Deutschland ab, weshalb ich mich in die Geschichte des zweiten Weltkrieges nie so wirklich direkt integriert gefühlt habe. Diese Erfahrungen konnte ich in Berlin perfekt nachholen. Hier deuteten doch unzählige Orten und Positionen in der Stadt auf die Geschehnisse zu dieser Zeit und auf die „Verbrechen“ Hilters hin. Das zeigte mir nun dieses Museum abermals. Silvio und ich berieten und diskutierten enorm viel, während wir uns die Ausstellungen im Museum ansahen. Ich glaube, das war auch ziemlich nötig, um das alles, was da einmal passiert ist, gut zu verarbeiten. Es war schon sehr heftig und schwer verdaulich. :-/ Das Museum zeigt aber wirklich sehr gut, wie es tatsächlich gewesen sein muss, ich bekam einen guten Einblick. Manches war mir schon geläufig, anderes war mir vollkommen neu. Ich kann das Museum auf jeden Fall sehr empfehlen.


Mega rohköstlicher Flammkuchen von Superfran's an meinem vorletzten Tag in Berlin:


... und ein ebenso traumhafter Rohkost-Himbeer'"käse"kuchen.


und ein gaaaaaanz langer Spaziergang durch das Whuletal am letzten Tag in Berlin... say goodbye... :-/ Ich komme bestimmt wieder...





Am letzten Abend bereitete ich gemeinsam mit meinem Couchsurfing Host einen sehr schmackhaften Salat zu. Wir tauschen uns darüber aus, worauf wir beide Bock hätten, wodurch eine bunte Mischung aus Frucht-Nuss-Kraut-Salat entstand. :-) Mega lecker.






Das letzte Abendmahl in Berlin (ev. Foto vom Salat....):





Ein letztes Mal noch schlafen an diesem wunderbaren Couchsurfing Schlafplatz in Berlin:



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